Bellende Hunde - Roman by Maike Hallmann

Bellende Hunde - Roman by Maike Hallmann

Autor:Maike Hallmann [Hallmann, Maike]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
ISBN: 9783407741325
Herausgeber: Beltz
veröffentlicht: 2007-03-14T16:00:00+00:00


14

Weil Nina noch nicht hatte sagen können, ob sie Montag wieder fit genug für die Schule war, nahm Esther das Fahrrad mit.

Natürlich kam Nina nicht – hätte sie auch gewundert. Sobald sie mal mehr als zwei, drei Tage fehlte, schien sie zu vergessen, dass es auf dieser Welt überhaupt eine Schule gab, in der sie erwartet wurde. Bestens – Lilly sagte dazu gar nichts, also musste Esther Nina ins Gewissen reden. Sie hasste das, weil sie sich dann wie ihre eigene Oma fühlte, aber irgendwer musste ja. Als Nina mal fast einen Monat gefehlt hatte, war sie völlig überrascht gewesen, als Esther ihr eine so ungeheuerliche Zahl genannt hatte. »Was?«, hatte sie gesagt, »die paar Tage waren ein Monat?« Wahrscheinlich würde ihr auch ein ganzes Halbjahr Fehlzeit vorkommen wie ein verlängertes Wochenende. Es war echt ätzend – Nina war sechzehn, also ein Jahr älter als Esther, und trotzdem eine Klasse unter ihr –, und sie schien es ganz offensichtlich darauf anzulegen, noch eine Ehrenrunde zu drehen.

Zwei Stunden Darstellendes Spiel, eine Freistunde, eine Stunde Mathe und dann Deutscharbeit. Cata war da, aber sie hatten nur Mathe zusammen und da saß sie räumlich so weit weg von Esther wie möglich und innerlich ungefähr im übernächsten Sonnensystem. Esther musterte sie aus den Augenwinkeln und stellte verblüfft fest, wie fremd ihr die Freundin erschien. Es war ein eigenartiger Gedanke, dass sie am Mittwoch noch zusammen bei Nina in der Küche gesessen hatten. Noch seltsamer, dass sie vorletztes Wochenende zu dritt in der Innenstadt gewesen waren, um ihre Wintergarderobe etwas aufzumöbeln. Da war Cata noch genau wie immer gewesen, etwas plump, etwas träge, aber immer dabei und irgendwie rührend harmlos. Sie tat ja niemandem etwas. Sie war nicht die aufregendste Gesellschaft, klar, auf eigene Ideen kam sie nie, aber auch wenn sie manchmal maulte, wenn ihr etwas zu anstrengend wurde, machte sie eigentlich immer mit. Esther fragte sich, was sie allein überhaupt tat. Was machte sie nach der Schule? Wo war sie? Was dachte sie?

Cata wandte unvermittelt den Kopf. Eine Sekunde lang starrten die beiden Mädchen einander an. Dann drehte sich Cata mit gleichgültiger Miene weg.

Esther musterte sie noch einen Moment irritiert, so wie man ein seltsames Geschöpf betrachtet, das man im Wald gefunden hat und nicht recht zuordnen kann. Wer beschützt dich denn jetzt?, fragte sie Cata stumm. Sie kümmerte sich ein bisschen um Cata, seit sie zusammen in einer Klasse waren, aber irgendwie schien die jetzt auf einmal recht gut ohne ihre Hilfe klarzukommen. Zu Esthers Überraschung tat das ganz schön weh.

Aufgabe 2: Beschreiben Sie das Weltdeutungsmodell, das dem König Ödipus zugrunde liegt. Skizzieren sie einen »Anti-Ödipus«. Könnte er dem Schicksal entgehen, das ihn zum Mörder an seinem eigenen Vater bestimmt hat?

Esther korrigierte das kleingeschriebene »sie« nach dem »Skizzieren« und machte sich an die Arbeit. Sie schrieb sich völlig in Rage, und als sie kurz hochschaute, um einen Blick über die gebeugten Köpfe schweifen zu lassen und Luft zu holen, bemerkte sie, dass Frau Matthissek sie anschaute. Die Matthissek, die aussah wie ein



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